Vor dem Einzug der Fotografie als
dokumentierendem Medium in der Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es von den Konventualen
kaum Bildnisse. Nur das Bild des Abtes wurde seit bald vier Jahrhunderten meist als
Halbporträt, oft unter Einbezug der ausdrucksstarken Hände, gemalt. Die Tradition des
Abtporträts wird auch im Kloster Engelberg gepflegt in Anlehnung an die
Landammännergalerie z. B. in den Rathäusern von Sarnen und Stans. Neben
individualisierenden Werken stehen auch Bildnisse, die nicht zu Lebzeiten der
dargestellten Person gemalt wurden und stereotypen Mustern der Darstellung folgen. Ob
Mönch, ob Abt, bis weit ins neunzehnte Jahrhundert hinein sind Erinnerungen an die
Mönche im Rauschen der Zeit aufgegangen. In prozesshafter Annäherung, ähnlich einer
ethnographischen Recherche, sammelte der Zürcher Fotograf Michael Freisager (* 1964) in
den Jahren 1993-1996 sein Material zum Thema Klosterleben. Freisagers fotografische
Methode der Erkundung des Klosterlebens und der Persönlichkeiten ist als sequentielles
Fotoprojekt konzipiert: Im Anschluss an die Recherche wählte der Fotograf ihm wichtige
Motive aus Hunderten von Negativen. Seine zwei Forschungsfelder waren die Person im
inszenierten Porträt und die Abbildung des Gemeinschaftslebens in spontanen, direkten
Szenenbildern. |
Fotografien, die in den
ersten 50 Jahren nach deren Einführung im Kloster entstanden, sind bis nach 1900 kaum aus
dem Klosterraum herausgetreten, geschweige denn publiziert worden. Einzig Bilder, die ins
Tal oder an Verwandte der Mönche verschenkt wurden, sprechen vom regen Interesse am neuen
Medium der Fotografie. Der Alltag wurde ebenso dokumentiert wie spezielle Ereignisse. Speziell ist Freisagers Blickführung mit ihren oft unerwarteten Folgen für die
Komposition. Gross und prominent können Figuren, Köpfe, Hände ins Blickfeld treten.
Arbeitsgeräte, Objekte aus den Sammlungen, liturgische Geräte, Bücher erlangen im Bild
Gewicht und weisen als beschreibendes Attribut auf Tätigkeit und/oder Charakter hin.
Zurückhaltend sind die Blicke des Fotografen in Studierräume, in die Zellen der Mönche.
Hier wirken private Dinge des Alltags klein, bescheiden, still. Typisierend eingesetzt
wird auch die barocke Architektur mit ihren Räumen, den Zellenfluchten, Gängen,
Treppenhäusern. Innen- und Aussenraum kommt - als einer in sich ruhenden Masse, als
Behausung, als Träger der Tradition über Hunderte von Jahren, als Ort des Klosterlebens
- überragende Bedeutung zu. Porträts und Szenen |
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